Mitgliedervisite bei der Deutschen Bank

Wie lassen sich knapper werdende personelle und finanzielle Ressourcen im deutschen Gesundheitssystem intelligent steuern und koordinieren? Mit dieser Frage befassten sich die über 50 Teilnehmenden unserer gestrigen Mitgliedervisite am 30. Juni – zu Gast in den Räumen der Deutschen Bank.

Dr. Karl-Heinz Schnieder, Vorsitzender der Gesundheitsregion Münster, eröffnete in frischer Atmosphäre – drinnen angenehm kühl, draußen hochsommerlich – den Abend. Auch Björn Maas, Leiter Geschäftskunden bei der @Deutschen Bank, begrüßte die Gäste – darunter langjährige Mitglieder ebenso wie neue Gesichter aus dem Gesundheitssektor.
Den inhaltlichen Schwerpunkt setzte Dr. med. Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, mit seinem Impulsvortrag zum Thema „Steuerung und Koordination im deutschen Gesundheitswesen – intelligenter Einsatz begrenzter Ressourcen.“

Kernaussagen & Takeaways:

  • Demografie als Druckfaktor
    Deutschland steht der doppelten Herausforderung: 1,4 Mio. 60-Jährige treffen auf nur 0,8 Mio. 20-Jährige. Das hat spürbare Auswirkungen auf Versorgungskapazitäten und Fachkräftemärkte. Ein strukturelles Problem, das auch andere Länder wie die Schweiz, Frankreich oder England zunehmend betrifft.

  • Multimorbidität und Altersstruktur:
    Mit dem Alter steigt auch die Multimorbidität. Mehr chronisch kranke, komplex zu versorgende Patient:innen bedeuten höhere Anforderungen an Koordination, Zeit und Ressourcen –ambulant wie stationär.

  • Fachkräftesituation:
    Trotz der Rekordzahl von 428.500 Ärzten verschärft sich der Fachkräftemangel. Prognosen rechnen bis 2035 mit 1,8 Mio. offenen Stellen im Gesundheitswesen. Neben qualifizierter Zuwanderung braucht es Reformen in der medizinischen Ausbildung.

  • Wirtschaftliche Bedeutung des Gesundheitssystems:
    12 % des BIP und 6 Mio. Beschäftigte machen den Gesundheitssektor zum zentralen Wirtschaftsfaktor. Die Ausgaben von rund 500 Mrd. Euro (2023) stehen allerdings in keinem angemessenen Verhältnis zu Gesundheitskennzahlen wie der Lebenserwartung – Defizite bei Prävention und Public Health sind offensichtlich.

  • Versorgungssteuerung ohne Gatekeeping:
    Das deutsche Modell erlaubt zwar freie Arztwahl. Bei unklaren Symptomen führt das aber oft zu Verzögerungen und Doppeluntersuchungen. Hier müsse die Überversorgung vermeiden und Wartezeiten verkürzt werden – ohne die Zugänge einzuschränken.

  • Digitale Transformation:
    „Digital vor ambulant vor stationär“ ist das Leitprinzip. KI-basierte Ersteinschätzungen, telemedizinische Angebote und einheitliche Standards zur Bedarfsermittlung müssen etabliert werden. Das entlastet Fachpersonal und verbessert Koordination.

  • Prävention – Denken in Generationen:
    Gesundheitsförderung muss früh ansetzen – idealerweise im Kindesalter. Zweckgebundene Abgaben auf Tabak und Alkohol können finanzielle Mittel bereitstellen. Politische Weitsicht ist gefragt, um über Legislaturperioden hinaus zu planen.

Danke an alle, die dabei waren und mitdiskutiert haben – ganz besonders an die Deutsche Bank für die Gastfreundschaft und Dr. Klaus Reinhardt für den informativen Impulsvortrag!

Save the Date: Sommerfest am 4. Juli 2025!
Auch nach der Mitgliedervisite bleibt Raum für Austausch – beim traditionellen Sommerfest, dieses Jahr wieder im Pasta e Basta al Centro. Wir freuen uns auf Ihr Kommen!

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